Annotationsreport Interjektion


Lautwort

Inhaltsverzeichnis

    FEsAnzahl annotierter FEs
    ANZAHL2
    BEDEUTUNGSFLEXIBILITÄT1
    BEISPIEL8
    FORM8
    FUNKTION4
    LAUTWORT29
    POSITION2
    REALISIERUNGSART8
    REALISIERUNGSORT3
    SPRACHE6

    Lt. Wortherkunft deverbal (nach Online-Duden-Eintrag von lat. Interiectio = das ‚Dazwischenwerfen’), wird aber quasi sortal verwendet. Im Lautwort-Frame wird die LE selbst als die Realisierung des FE LAUTWORT annotiert.

    Kurzdefinition: Es wird generell zwischen zwei Formen von Interjektionen – der primären und sekundären Interjektion – unterschieden. Primäre Interjektionen sind Wörter, die auf Lauten des Empfindens (aua, oh) oder des Aufforderns (psst, hey) basieren. Sekundäre Interjektionen hingegen sind Wörter mit lexikalischem Ursprung, dessen Semantik aber nach und nach verblasst ist (ogottogott).

    Belegstellen & AnnotationenQuellenAuffälligkeiten
    Anders steht es mit Gesprächspartikeln (...), Diskursmarkern (...) und manchen [Interjektionen]Lautwort (...), [die tatsächlich nur in konzeptioneller Mündlichkeit vorkommen]Realisierungsort(...).Schwitalla 2006: 25
    Solch [gleichzeitig ausgesprochenen und vom Gefühlsausdruck her auch ähnlichen]Realisierungsart Affektlaute, [Interjektionen]Lautwort und einzelne Wörter, die auf latent emotionsauslösende Mitteilung Bezug nehmen, sind nicht selten in dieser Gruppe.“Schwitalla 1993: 82
    Der grösste Zusammenhang, in dem [viele]Anzahl [Interjektionen]Lautwort traditionell behandelt worden sind, betrifft das Feld der “Emotionen“.Ehlich 1986: 14
    [Interjektionen]Lautwort sind in stärkstem Mass auf die gesprochene Realisierung angewiesen als andere sprachliche Einheiten (...).Ehlich 1986: 3
    Wegen ihrer Bindung an gesprochene Sprache kommen [Interjektionen]Lautwort oft nur dann in schriftlichen Texten vor, wenn sie zitiert werden bzw. wenn dem schriftlichen Text bestimmte Kennzeichen von Mündlichkeit als Indikatoren für Direktheit oder Spontanität verliehen werden sollen.Ehlich 1986: 9
    Die Sprache lässt während ihrer Geschichte, ganz im Sinne eines allgemeinen Evolutionismus, die “artikulierten Gefühlslaute“ immer mehr hinter sich: die “artikulierten Gefühlslaute“ sind Laute, “die im ganzen mässigere Gefühle ausdrücken, infolge der fortschreitenden Ablösung durch die Sprache aber ebenfalls seltener und auf intensivere Gefühle zurück gedrängt werden.“(Wundt 1911). Die [“primären oder eigentlichen“]Form [Interjektionen]Lautwort gelten als Reste dieser Naturlaute.Ehlich 1986: 21
    Verbunden mit dem zitierten “Primitivitätskonzept“ bestimmter Sprachen entsteht konsequent die Auffassung, dass die Sprachen “primitiver Kulturvölker“ reicher an [Interjektionen]Lautwort sind als die modernen.Ehlich 1986: 21
    Es handelt sich hier um die Sprache als Ausdruck von Gemütsbewegungen und starken seelischen Erregungen. (…) [Interjektionen]Lautwort drücken Empfindungen oder Aufforderungen aus. Sie stehen außerhalb eines Satzverbandes. Da sie nicht Satzkomponenten sind, sondern eigenständige Ausrufe, sind sie auch nicht von grammatikalischem Interesse.Sigl 1986: 105
    Eine klare Differenzierung zwischen ["primären" und "sekundären"]Form[Interjektionen]Lautwort hat meines Wissens erstmals Wilhelm Wundt 1900 im ersten Band seiner "Völkerpsychologie" vorgenommen. Reisigl 1999: 13 f.
    Unter ["primären"]Form [Interjektionen]Lautwort versteht er in der Sprache stehengebliebene Reste reiner Naturlaute beziehungsweise vereinzelte Trümmer einer vorsprachlichen Stufe, die den Zusammenhang der Rede unterbrechen (Wundt 1900, S. 303).Reisigl 1999: 13 f.
    Davon unterscheidet Wundt die ["sekundäre]Form [Interjektionen]Lautwort ". Er zählt dazu zum einen Äußerungen wie "mein Gott", "Jesus Maria" und "Donnerwetter", zum anderen aus Wörtern und [primären]Form [Interjektionen]Lautwort zusammen gesetzte Gebilde wie "ach Gott", "oh Himmel" und "potz Tausend". Diese [sekundäre]Form [Interjektionen]Lautwort charakterisiert er als jene "reine Gefühlsäußerungen [...], die in sprachliche Formen eingekleidet werden (Wundt 1900, S. 304), wobei ihnen jedes Zeitalter sein eigenes Gepräge aufdrückt.Reisigl 1999: 13 f.
    Poggi (1981, S.51) stellt diesbezüglich klar, dass es zwar die eine oder andere [Interjektion]Lautwort gibt, [die auch onomatopoetisch ist]Realisierungsart[…], daß Onomatopoetika ansonsten ganz unterschiedlichen Wortarten, beispielsweise Substantiven ("Kuckuck") und Verben ("miauen"), angehören.Reisigl 1999: 135
    [Uallah]Beispiel fungiert hier eher als emphatisches Mittel, als [Interjektion]Lautwort, [bei der die genaue Bedeutung erst über den Kontext und die Intonation entscheidet]Bedeutungsflexibilität (…).Bahlo 2010: 107
    An erster Stelle stehen wirklich und ich schwöre aber auch [Interjektionen]Lautwort [wie boah.]BeispielBahlo 2010: 109
    Dass [Interjektionen]Lautwort wie [boah]Beispiel erst an dritter Stelle genannt werden, zeigt die Problematik des Abfragens von Sprachwissen deutlich: Primär wird [uallah]Beispiel [im Diskurs]Realisierungsort als [Interjektion]Lautwort (uallah boah, das ist fantastisch) und sekundär als Adverb verwendet (uallah wirklich, ich schwöre es dir).Bahlo 2010: 109
    Nach den Pitch-Darstellungen kann vermutet werden, dass [uallah]Beispiel (eher fallend gesprochen = eigene Äußerungseinheit) eher als [selbstständige]Realisierungsart[Interjektion]Lautwort – und ich schwöre (eher gleichbleibend gesprochen) als Diskursmarker angesehen werden kann.Bahlo 2010: 116
    Zum Aspekt der Nachdrücklichkeit im Hinblick auf vorgeschaltete dikursprozessierend verwendete Aufforderungsausdrücke vgl. auch Kraft (1999:257) sowie Reisigl (1999), der die Auffassung von Poggi (1981) diskutiert, nach der die [italienischen]Sprache [Interjektion]Lautwort [eh]Beispiel, [wenn sie intermediär verwendet wird]Position, "gleichzeitig sowohl an der assertiven als auch an der interrogativen Funktion Anteil" (Reisigl 1999:157) hat und oft als assertorisches Manöver benutzt wird, "um der eigenen Behauptung mehr Nachdruck zu verleihen".Hagemann 2009: 161
    Ebenso wurden Drehsätze, [Interjektionen]Lautwort [zu Beginn einer Äußerungseinheit]Position und syntaktische Fehler erklärt.HSK (16.2) 2001: 897
    (…) (10) dokumentiert die systematische, zeilenweise in die Partitur integrierte interlineare Übersetzung bei fremdsprachigen Diskursen, einschließlich [tonal ausgeprägter]Realisierungsart[Interjektionen]Lautwort (hier griechisch) (…).HSK (16.2) 2001: 1046
    Aber nicht nur verbale Handlungen, sondern auch aktionales Handeln (Vorführungen, Geschenke, das Auftischen von Speisen und Getränken bei einer Einladung) werden in vielen Gruppen mit [gleichartigen]Form und [expressiv gesteigerten]Realisierungsart [Interjektionen]Lautwort beantwortet, um dem Besonderen des neuen Standes der Interaktion etwas Entsprechendes gegenüberzustellen.Schwitalla 1993: 82
    Die [erste]Anzahl, [extrem hoch gesprochene]Realisierungsart [Gruß]Funktion[interjektion]Lautwort [hu]Beispiel: wird nicht nur durch denselben Typ von Grußrealisierung ([Interjektion]Lautwort) beantwortet, sondern in einem dreitonigen, getrennt voneinander gesprochenem, nicht glissandpartig ineinander übergehendem Aufgreifen der besonderen Indizierung durch die Intonation.Schwitalla 1993: 88f.
    Das Splaschen nimmt damit Züge einer [Ausrufe]Funktion-[Interjektion]Lautwort an, [die auf der rezipientenbezogenen Kommunikationsebene durch ihre teilikonischen Züge als „SPLASCH!“ verschriftet ist].Lindqvist 2011: 133
    Damit erweisen sich Onomatopoetika nicht als bloß lautikonisch gestaltete „normale“ darstellungsfähige Synsemantika, sondern als [quasi-symptomfunktionale]Funktion [Interjektionen]Lautwort.Lindqvist 2011: 133
    [„KVACK!“]Beispiel als [onomatopoetisch]Realisierungsart [primäre]Form [Interjektion]Lautwort.Lindqvist 2011: 134
    Um die rezipientenbezogene Schreibung „KVACK!“ von der [gesprochenen]Realisierungsart [comic-internen]Realisierungsort[Interjektion]Lautwort unterscheiden zu können, wird Letztere hier mit Q bezeichnet.Lindqvist 2011: 134

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